Akropolis

Die Stadtburg Athens

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Wie kein anderes bauliches Gesamtkunstwerk ist die Akropolis (Oberstadt) von Athen Symbol und Kennzeichen unserer Antikenrezeption. Sei frühester Zeit besiedelt, ist dieser rund 60 m über das umliegende Stadtgebiet sich erhebende Felsen der Zentralort griechischer Geschichte, Religion, Baukunst und Skulptur.

Aufgebaut auf den einstigen mykenischen Festungsanlagen des 14.–12. Jahrhunderts v. Chr. entwickelte sich die Akropolis immer mehr zu einem Kultort, an dem die Götter Griechenlands in mehreren Heiligtümern verehrt wurden. Zerstört und geplündert während des Persersturms (480 v. Chr.) sollte die Akropolis unter dem Staatsmann und Gesetzgeber Perikles zum Zentrum der hellenischen Welt werden. Unter Einsatz der berühmtesten Architekten und Künstler des 5. Jahrhunderts v. Chr. – Phidias (Die Goldelefenbein­statue der Athena Parthenos), Iktinos (Parthenon), Mnesikles (Propyläen) und Kallikrates (Nike-Tempel) entfaltete sich in dieser klassischen Zeit ein Panorama unvergleichlicher architektonischer und künstlerischer Schöpfungen.

Der riesige, der Stadtgöttin Athena geweihte Haupttempel, der heute noch seine erhobene Fassade weit sichtbar über die Stadt Athen erhebt und das Gewaltige Kultbild der Athena Parthenos des Phidias enthielt, der zierliche Nike-Tempel, die prächtigen Propyläen, die einst die Pinakothek Athens enthielten oder das geheimnisvolle Erechtheion, einst dem legendären Stadtgründer, aber auch Athena und Poseidon geweiht – die zierlichen Karyatiden des kleinen Vorbaus fanden im goldenen Saal des Musikvereins in Wien ihre Fortsetzung – und die zahlreichen kleineren Kultstätten und Verehrungsorte ergaben und ergeben ein verdichtetes Gesamtkunstwerk griechischer Kulturgeschichte.

Als 1687 eine Granate den Parthenon traf, in dem das Pulvermagazin der türkischen Besetzer, die den Athena-Tempel in eine Moschee umgewandelt hatten, untergebracht war, wurden zahlreiche Bauteile dieses Riesentempels zerstört. Teile des kostbaren Panathenäenfrieses, der das Tempelschiff außen umgab, sind heute im Akropolis-Museum in Athen und im British Museum in London zu bewundern. Hätte Lord Elgin, der damalige britische Botschafter in Athen, nicht Teile des Frieses nach London verbracht, wären zahlreiche Reliefs im Lauf der Zeit verwittert oder zumindest stark beschädigt worden.

Jeder Besuch der Akropolis, die seit 1987 zum Kulturerbe der UNESCO zählt, ist trotz des gewaltigen, man möchte fast sagen entwürdigenden Besucheransturms, eine beeindruckende Begegnung mit einem der höchsten kulturellen Leistungen der Geschichte.

Akropolis – die Stadtburg Athens
Akropolis – die Stadtburg Athens Leo von Klenze, 1846

Die Kore mit den Mandelaugen

Abguss eines Originals (um 510 v. Chr.) im Akropolis-Museum, Athen Abgusssammlung des Archäologischen Instituts der Universität Graz

Kore – „Mädchen, Jungfrau“ – bezeichnet einen aus der archaischen Zeit (6. Jhdt. v. Chr.) stammenden Statuentyp der griechischen Bildhauerkunst, der sich stets größter Beliebtheit erfreute und in zahlreichen Kopien bis in römische Zeit belegt ist. Meist aus parischem Marmor gefertigt und bemalt (!) üben sie auch heute noch auf den unvorbereiteten Betrachter in ihrer anmutigen Schönheit eine besondere Faszination aus.

Zu den schönsten Koren, die vorwiegend aus dem Perserschutt der Akropolis geborgen wurden, zählt die hier ausgestellte „Kore mit den Mandelaugen“, deren einstige Bemalung noch in Resten erkennbar ist. Sie trägt einen langen Chiton, über den ein wollenes Übergewand (Himation) gelegt ist. Aufgemalte Rosetten und Mäandermuster, wahrscheinlich ursprünglich in hellblau, grün und rot, zieren ihr Gewand.

Ihr hübsches Gesicht, dessen mandelförmigen Augen der Kore ihren Namen gab, wird von drei langen Haarzöpfen umrahmt, die Ohren schmücken blütenförmige rötliche Rosetten auf blauem Grund. Auf dem Kopf trägt sie einen mit Mäandern verzierten Haarreif. Ihr leicht schräg gestelltes Profil mit betonten Wangen und einem leicht hoheitsvollen Blick verleiht ihr zusammen mit einem angedeuteten „archaischen Lächeln“ besondere Anmut und Lebendigkeit.

In der fehlenden rechten Hand hatte sie wohl ein Opfergefäß gehalten.

Die Kore mit den Mandelaugen Abguss eines Originals (um 510 v. Chr.) im Akropolis-Museum, Ahten
Die Kore mit den Mandelaugen Abguss eines Originals (um 510 v. Chr.) im Akropolis-Museum, Ahten xm/gmu

Was hielt die Kore mit den Mandelaugen in der rechten Hand?

ein Glas Wein
eine Brosche
ein Opfergefäß

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